„Aus Dankbarkeit für mein Leben“
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Erschienen am Samstag, den 30. August 2025 in der Allgemeinen Zeitung
Ulrich Korf ist Trauer- und Hospizbegleiter
„Aus Dankbarkeit für mein Leben“
Von Viola ter Horst
COESFELD. Ulrich Korf hat den Tod früh erfahren. Der schwerste Einschnitt: die Totgeburt seines Kindes. Ein Erlebnis, das ihn geprägt hat – ein Trauma, das bleibt. Doch er und seine Frau Liane haben daraus eine Haltung entwickelt: Heute engagieren sich beide ehrenamtlich in der Hospizbewegung DaSein. „Weil ich aus Dankbarkeit für mein Leben etwas zurückgeben möchte“: Dieser Satz steht neben seinem Porträt in der Ausstellung „DaSein ein Gesicht geben“, die anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Hospizvereins Coesfeld in der Jakobikirche gezeigt wird.
Die Begleitung von Sterbenden und Trauernden ist eine Aufgabe, die nicht jedem liegt. Zu groß ist oft die Angst vor dem Thema Tod. Ulrich Korf jedoch sagt: „Es ist für mich eine große Bereicherung. Ich freue mich, wenn ich Menschen etwas geben kann.“ Der 58-Jährige weiß, wovon er spricht. 1998, „wir waren noch ganz jung“, erinnert er sich, erlebte er die Totgeburt seines Kindes. „Damals ging man damit gesellschaftlich ganz anders um.“ Sternenkinder – wie totgeborene Frühchen auch genannt werden – können inzwischen einen Grabplatz bekommen. Austausch und Trauerbegleitung sind möglich geworden. „Früher sprach man nicht darüber. Man war allein mit seiner Trauer“, erzählt er. Der Verlust wurde verschwiegen, das Aushalten den Eltern überlassen.
Ulrich Korf, der sich bei DaSein engagiert, weiß, dass das Thema Tod für jeden Menschen wichtig ist. So wurde die Hospizbegleiter-Ausbildung für ihn eine Herzensangelegenheit, arbeitet er zusätzlich als Trauerredner (www.trauerredner-uli.de). „Für mich ist das eine große Bereicherung.“ Und er ist froh, dass heute, 25 Jahre nach dem Start der Hospizbewegung in Coesfeld, die Zeiten anders geworden sind und Menschen in ihrer Trauer oder in ihrem letzten Lebensabschnitt nicht allein sein müssen.
Schon als Jugendlicher hatte er mit der Endlichkeit des Lebens zu kämpfen. Nach einer schweren Erkrankung galt er als unheilbar krank. Doch entgegen aller Prognosen erholte er sich. Das hat ihm – wie er sagt – eine Art Stehaufmännchen-Kraft gegeben. „Ich schöpfe Kraft, anderen Freude und Trost zu schenken.“
Viele verdrängen den Tod. Ulrich Korf ist überzeugt: „Man muss darüber reden. Das Leben ist eine Reise, und zu dieser Reise gehört der Tod.“ Es gebe immer auch etwas Schönes und Positives, egal, wie schlimm es ist, „egal, wie die Situation ist“. Menschen zu begleiten, zuzuhören, Trost zu spenden – darin sieht er seine Aufgabe. Denn nicht jeder hat jemanden, der da ist. Stunden einfach da zu sein, macht vieles leichter, Mut und Trost auch Fremden zu sprechen: „Gut gemeinte Kleinigkeiten könnten in solchen Momenten eine Quelle der Kraft sein.“
Ulrich Korf ist nicht alleine mit seiner positiven Erfahrung, anderen Menschen zu begleiten. Es gibt viele persönliche Gründe, einige davon lassen sich in der Ausstellung im „Paradies“ der Jakobikirche erfahren. Sie zeigt Schwarz-Weiß-Fotos von ehrenamtlichen Begleitern und ist noch bis zum kommenden Mittwoch (3.9.) zu sehen.